Leichtflüssigkeitsabscheider Ratgeber für 2024
Leichtflüssigkeitsabscheider – Ingenieurskunst für Umweltschutz: Die unsichtbaren Helden im Kampf gegen Wasserverschmutzung.
Grundprinzip Leichtflüssigkeitsabscheider kurz erklärt
Ein Leichtflüssigkeitsabscheider ist eine spezielle Abwasserbehandlungsanlage meist in Form eines Beckens oder Behälters.
Dabei werden wassergefährdende Stoffe wie Mineralöle oder Kraftstoffe durch Aufschwimmen und Rückhaltung der Leichtflüssigkeit (Öle, Fette, Schmierstoffe, Benzin, etc.) zurückgehalten und von der Wasserphase abgetrennt.
Öle und andere Leichtflüssigkeiten stellen ein enormes Gefährdungspotential für Wasser dar.
Andererseits bieten sie aber aufgrund ihrer spezifischen physikalischen Eigenschaften den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu anderen Stoffen mit mechanischen Trennsystemen von Wasser separieren lassen.
Dichteeigenschaften beachten
Für die Abscheiderfunktion ist der Dichteunterschied zwischen Wasserphase und Leichtflüssigkeit (Flotation) bzw. der Schwerphase (Sedimentation) entscheidend. Ist die Dichte des abzuscheidenden Stoffes größer als die Dichte von Wasser (1 g/cm³) sinkt der Stoff ab. Umgekehrt ist die Dichte geringer, so schwimmt der Stoff auf.
Die trennende Wirkung von Leichtflüssigkeitsabscheidern beruht auf den unterschiedlichen spezifischen Gewichten von Ölen gegenüber Wasser. Die Auftriebskräfte erteilen den Ölpartikeln bestimmte Aufstiegsgeschwindigkeiten. In diese geht der Teilchendurchmesser quadratisch, der Dichteunterschied linear ein (Stoke’sches Gesetz). Ein Ölpartikel wird abgeschieden, wenn die Strömungsgeschwindigkeit des Öl-/Wassergemisches kleiner ist als die Aufstiegsgeschwindigkeit eines Ölpartikels.
Einsatzgebiete von Leichtflüssigkeitsabscheidern
Anwendung von Abscheideranlagen sind vielfältig.
Abscheideranlagen für Leichtflüssigkeiten kommen hauptsächlich in folgenden Bereichen zum Einsatz:
- Tankstellen
- Waschplätzen
- Parkplätzen
- Flughäfen
- Waschstraßen
- Werkstätten
- Schrottplätzen
- Industriebetriebe Metallbearbeitung
- Petrochemie
- Galvanik
Bestandteile und Funktion eines Leichtflüssigkeitsabscheiders im Detail
Bestandteile
Abscheideranlagen bestehen meist aus
- einer Sedimentationseinrichtung (auch Schlammfang genannt),
- dem eigentlichen Abscheider bzw. Abscheideraum und
- einer Probenahmeeinrichtung.
Funktionsweise
- Verunreinigte Abwässer werden zuerst in der Sedimentationseinrichtung beruhigt. So lagert sich die Schwerphase ab.
- Anschließend schwimmt im Leichtflüssigkeitsabscheider aufgrund des Dichteunterschiedes das leichtere Öl an die Wasseroberfläche.
- Der finale Ablauf in den Probenahmeschacht liegt unterhalb der Wasseroberfläche, damit nur das saubere Wasser abfließt.
Darüber hinaus besitzen Abscheideranlagen in der Regel einen Schwimmer bzw. eine Verschlusseinrichtung, die den Abfluss automatisch verschließen, wenn die maximale Speichermenge erreicht wurde. So wird sichergestellt, dass keine wassergefährdenden Stoffe in die Kanalisation oder ins Gewässer gelangen.
Unterschied Klasse I/A und Klasse II/B
Grundsätzlich wird weiterhin unterschieden in:
- Klasse I: Koaleszenzabscheider
zusätzliche physikalische Abscheidung durch den Koaleszenzeffekt - Klasse II: Schwerkraft- / Benzinabscheider
Koaleszenzabscheider erreichen eine wesentlich bessere Separation, da sie mittels eines Koaleszenzelements am Auslauf in der Lage sind selbst fein verteilte Leichtflüssigkeiten zurückzuhalten.
Bauarten und Aufstellung von Abscheideranlagen
- oberirdische Aufstellung
- unterirdische Aufstellung (Betonkompakteinheit oder Kunststoff) sowie als Sonderausführungen mit:
- mobile Ausführung (unterfahrbar, rollbar, als Anhängerlösung)
- speziellen vorgeschaltetem Schlammfang (z.B. Spitzboden)
- Koaleszenzstufe (Klasse I oder II) integriert
- Nachbehandlungsstufe z.B. mit Aktivkohlefilter, Filtration, CP-Anlage
Vorteil der oberirdischen Aufstellung ist die vereinfachte Zugänglichkeit für Einbringung, Wartung, Generalinspektion und Betrieb.
Gesetzliche Vorschriften und DIN Normen für Leichtflüssigkeitsabscheider
Die gesetzlichen Vorschriften im Bereich von Abscheideranlagen sind verständlicherweise äusserst komplex.
Folgende Gesetze und Rechtsnormen sind von Relevanz:
- Wasserhaushaltsgesetz
- Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen
- Landeswassergesetz
- kommunale Entwässerungssatzungen
- weitere erfahren Sie bei der zuständigen Behörde
Für Leichtflüssigkeitsabscheider sind zusätzlich folgende DIN-Normen interessant:
- DIN EN 858-1 + DIN EN 858-2 – Abscheideranlagen für Leichtflüssigkeiten (z. B. Öl und Benzin)
- DIN 1999-100 – Anwendungsbestimmungen für Abscheideranlagen für Leichtflüssigkeiten
Außerdem zu beachten sind die technischen Regeln für wassergefährdender Stoffe der Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA):
Wartung von Abscheideranlagen
Leichtflüssigkeitsabscheider sollten in regelmäßigen Abständen gewartet werden.
Eine halbjährliche Wartung ist gemäß DIN 1999-100/101 Vorschrift. Zusätzlich wird stark empfohlen eine monatliche Kontrolle durchzuführen.
Auch die Reinigung des Koaleszenzeinsatzes (falls vorhanden) sollte in die durchgeführten Eigenkontrollen mit aufgenommen werden.
Weitere Details erfahren Sie in unserem Ratgeber über die Wartung und Generalinspektion.